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Rota Vicentina - Portugal

Ein herrlicher Küstenweg an der Atlantikküste Portugals

28.04.2024

Franz Sollinger

Vom Fischerweg, die Rota Vicentina, erfuhr ich vor ca. 10 Jahren durch die Zeitschrift „National Geographic“, die dort zum zweitschönsten Küstenweg in Europa gekürt wurde. Es waren auch Bilder abgebildet und ich dachte mir, Wow, den möchte ich gehen! Er ging mir auch nicht mehr aus dem Kopf und so ….

klappte es im März 2024 endlich. Ich flog am 04.03.2024 nach Lissabon und blieb dort für 2 Nächte. Danach ging es mit dem Bus nach Porto Covo. Der Fischerweg beginnt eigentlich in Sines, südlich von Lissabon an der Westküste von Portugal, aber richtig schön soll er erst ab Porto Covo sein.

Am 06.03. traf ich dort ein und suchte mir ein Quartier, was zu dieser frühen Jahreszeit während des ganzen Weges kein Problem war. Von Porto Covo geht der Weg dann in 11 Etappen bis Lagos an der Algarve. Ich selbst hatte nur bis Sagres geplant, was dann 9 Nächte in Hostels und Jugendherbergen erforderte und die ich alle meist erst spontan gebucht hatte. Von Sagres bin ich dann wieder mit dem Bus nach Lissabon gefahren und habe dort nochmals 2 Nächte verbracht. Es läuft neben dem Fischerweg auch noch, meist im Landesinnern, der „Historische Weg“ nach Süden, der aber m.E. nicht die starken Bilder und Eindrücke des Atlantiks schlagen kann. Zum Weg kann ich nur sagen, dass dies nicht zu Unrecht als zweitschönster Küstenweg bezeichnet wird. Die kleinen Orte mit ihren blau-weißen Häuseranstrich, der kraftvolle Atlantik mit mächtigen an die Brandung knallenden Wellen, die wunderschöne Vegetation, die in dieser Jahreszeit in Blüte stand, sowie die herrliche Landschaft, von der der Großteil unter strengem Naturschutz steht und teilweise nicht betreten werden darf, außer auf den gekennzeichneten Wegen, waren so beeindruckend, dass Menschen aus der ganzen Welt scheinbar diesen Weg laufen. Die bunte Blumenwelt wurde täglich mehr. Überwiegend vertreten sind dort die vielfältigen Variationen der Mittagsblume und der Zistrose, die mal in weiß, dann in lila, gelb, und blau zu bewundern sind. Bedingt dadurch, dass ich mich meist in 4-Bett Zimmer einquartiert hatte, und deshalb nur zwischen 18 und 24 € gekostet haben, lernte ich natürlich auch viele Menschen kennen. Auffällig war, dass sehr viele Frauen alleine diesen Weg gehen. Da auch ich alleine unterwegs war, lernt man da schnell die Leute kennen, da man eigentlich 2 Etappen nicht zusammenhängen kann und somit den gleichen Gehrhythmus hat. So trifft man sich unterwegs oder in den teilweise kleinen Orten abends im Restaurant, sowie eben im Zimmer und erfährt einiges. Öfters traf ich einen jungen Mann aus Hawaii, der extra 18 Stunden geflogen ist und zurück nochmals 22 Stunden muß, nur um diesen Weg zu gehen. Weiter Frauen aus Seattle, Utrecht, Turin, Prag und Köln. Ehepaare aus Italien, Kanada und aus Ebersberg. Alles sehr sympathische Leute, mit denen man sich abends gut unterhalten konnte. Man ging allein, war es aber nicht!
 

Der Weg selbst läuft meist direkt an der Steilküste auf Sandwegen entlang, geht aber immer wieder auch leicht ins Hinterland, da man Flußmündungen oder auch Naturschutzgebiete teils weiträumig umgehen mußte. Die Umgehungen waren aber auch von gewissem Reiz. Fast immer hört man das Getose der Brandung. Auch direkt an Stränden ist man immer wieder länger unterwegs, was natürlich auch Spaß macht. Was auf dem Weg aber einzigartig ist, sind die Störche, die auf kleinen Inseln sturmumtost hoch über dem Meer ihre Nester gebaut haben und ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Dies ist einmalig weltweit und auch die Forscher wissen nicht, warum sie das genau hier so machen. Die Etappen sind zwischen 15 und 23 km. Man braucht aber länger als normal, da zum einen Sandwege und zum anderen, da man immer wieder stehen bleiben muß, um diese überwältigende Sicht in sich einzusaugen und natürlich dauernd fotografieren muß! Ein Bild schöner als das andere.

Kulinarisch ist der Weg auch ein Traum für alle, die gerne fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte essen. Das alles dann auch noch zu günstigen Preisen. Dorade, Bacalhau, Schwertfisch usw. mit Beilagen 12 – 16 €. Kaffee und Kuchen 3 – 5 €. Muscheln und hier speziell Entenmuscheln, bekommt man bestimmt nirgends frischer und günstiger. Aber auch das fleischige, portugiesische Essen ist sehr gut.

Sprachlich kommt man mit Englisch überall gut durch. Fast alle Portugiesen sprechen die Englisch.

Bedingt dadurch, dass es in Portugal sehr oft brennt, wollte ich so früh in der Jahreszeit fahren, um nicht in ein Feuer zu kommen, die sehr früh schon sein können. Ich bin weiter südlich durch eine Landschaft gegangen, die im letzten Jahr mit Sicherheit gebrannt hat. Alles weitflächig verkohlt. Im März liegt die Prognose bei 12 Regentagen, was ich aber so nicht erlebt habe. Die ersten 3 Tage am Atlantik waren schon sehr heftig. Sehr starker Wind, der mich zweimal beinahe weggeblasen hätte, dann Regen, Graupel und Sonnenschein im ca. 15 Minutenwechsel. Wenn die Hose nass wurde, dann war sie eine halbe Stunde später schon wieder trocken. War zumindest bei mir so. Es hat aber nie den ganzen Tag geregnet. Wenn, dann aber gscheit! Ab dem vierten Tag waren zwar immer wieder Wolken am Himmel, aber kein Regen. Ab dem sechsten Tag wurde es, für mich, schon zu warm und man mußte aufpassen keinen Sonnenbrand zu bekommen. Es hatte dann schon weit über 20 Grad, was aber vom Wind gedämpft wurde. In Sagres angekommen war ich froh, abzureisen, da es mir zu heiß wurde. Fazit:

Ich kann jedem nur empfehlen, diesen wunderschönen und traumhaften Weg zu laufen. Ich habe diese Unternehmung selber organisiert und es hat alles super geklappt. Natürlich ist Lissabon ein Muß und viel zu schön, um es außen vor zu lassen. Für mich war es eine Auffrischung, da ich schon mal für 4 Nächte in Lissabon war.