Als mir Johanna, langjährige Freundin und Bergpartnerin auf vielen – vor allem Mehrtages- - Touren das Jahresprogramm 2025 ihrer Sektion zeigte, stieß ich alsbald auf die angebotene Bergtourenwoche in den Karnischen Alpen.
Sofort wurden Erinnerungen wach an den Karnischen Höhenweg, den ich vor mehreren Jahren bis Törl-Maglern begangen habe. Als eine der eindrucksvollsten Etappen hatte ich den Abschnitt zwischen dem Hochweißsteinhaus und der Wolayersee-Hütte in Erinnerung, ebenso wie das damalige Bedauern, keine Zeit für die umliegenden Berge aufwenden zu können.
Dieser weiße Fleck kann durch diese Tour geschlossen werden. Meine Anmeldung wurde berücksichtigt, meine Vorfreude war groß. Auch der Wetterbericht war bis eine Woche vor Abreise hervorragend, wurde dann aber kontinuierlich schlechter.
Das kann ja heiter werden: Werden alle Ziele erreichbar sein oder stehen quälend lange Hüttentage bei Dauerregen und Kälte bevor? Meine Laune verschlechterte sich in gleicher Weise wie das vorhergesagte Wetter.
Dann: Abfahrtstag 06.07.2025, Treffen um 8.00 Uhr am Giesinger Bahnhof bei schönstem Wetter in München. Aber in Sappada?..
Alle anderen Gruppenmitglieder waren in bester Stimmung. War ich der einzige Skeptiker? Haben die Bergfreunde den miserablen Wetterbericht etwa gar nicht zur Kenntnis genommen? (Vorab: Haben sie selbstverständlich schon und entsprechende Ausrüstung eingepackt!).
Anfahrt über Kitzbühel, Felbertauern, Innichen und Kreuzbergpass nach Sappada. Das Wetter war bestens, die Landschaft wurde immer beeindruckender.
Vor der Auffahrt zum Hüttenparkplatz und dem Aufstieg zur Calvi-Hütte (2167 m) gab’s noch eine kurze Stärkung mit Espresso und Crostata. In dieser Zeit formierten sich die ersten Gewitterwolken. Los ging’s dann schon beim Abmarsch vom Auto zur Hütte (knapp 400 Hm) mit ersten Blitzen und Donnergrollen. Wir waren noch nicht lange unterwegs, wurden wir schon von einem Regenguss getroffen. Da habe ich also mit meinem Pessimismus doch recht gehabt. Das geht ja gut los: Schirm raus, Regenschutz über den Rucksack.
Tatsächlich war bei der Hüttenankunft alles schon wieder vorbei, also gar nicht so schlimm. Es war sogar noch möglich, am Abend einen kleinen Rundgang zu einem Bergsattel zu unternehmen und beeindruckende Wolkenstimmungen sowie alte Kriegsstollen aus dem 1. Weltkrieg zu bewundern.
Solche Kriegsrelikte sollten wir während der ganzen Tour noch häufig sehen, gerade auch in fast unzugänglichen steilen Felswänden. Respekt vor dem Können der Soldaten, die diese Einrichtungen wohl unter unvorstellbaren Strapazen geschaffen haben. Nachdenklich wird man allerdings hinsichtlich der minimalen strategischen Auswirkungen auf das Kriegsgeschehen und insbesondere hinsichtlich der riesigen Menschenopfer auf beiden Seiten.
Auf der gemütlichen Calvi-Hütte wurden wir für die nächsten Tage äußerst gastfreundlich aufgenommen und ausnehmend gut versorgt. Es war richtig zum Wohlfühlen. Wir waren die einzigen Übernachtungsgäste.
Allerdings ging schon bei der Zimmerbelegung alles schief: Wir hatten vereinbart, die beiden 4-Bett-Zimmer penibel unter Schnarchern und Nichtschnarchern aufzuteilen. Ergebnis nach der ersten Nacht: Kein einziger Mensch hat geschnarcht. Soviel zur minutiösen Planung einer Tour…
Der Wetterbericht war weiterhin für die nächsten zwei Tage äußerst fragwürdig: Er verhieß jeweils für den Abend und für die Nacht Regen oder sogar Schnee (was auch zutraf!). Das führte jeden Morgen zum gleichen Procedere: Jeder schaute auf seine jeweilige Wetter-App in seinem Handy – und siehe da: Es gab in allen Apps übereinstimmend die gleichen Trocken- und Sonnenstunden untertags (was sich tatsächlich auch als richtig erwies!). Diese Phasen galt es auszunutzen.