DAV-Hauptversammlung 2025 in Passau: Die Ergebnisse
Klimaschutz: Aktualisierung des Klimaschutzkonzepts
Mit großer Mehrheit hat sich die Hauptversammlung erneut entschieden, den ambitionierten Kurs des DAV im Klimaschutz beizubehalten. Bereits 2021 hat die DAV-Hauptversammlung beschlossen, bis 2030 klimaneutral zu sein. Im Klimaschutzkonzept wurde festgeschrieben, wie der DAV dieses Ziel erreicht: mit einer verbandsweiten Emissionsbilanzierung, Selbstverpflichtungen, DAV-internem CO2-Preis und Zwischenzielen. Im vergangenen Jahr wurde das Konzept sowie die Förderrichtlinien des Klimafonds durch den ehrenamtlich besetzten Klimabeirat evaluiert und ein Vorschlag zur Aktualisierung entwickelt, der auf der diesjährigen Hauptversammlung mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Das Ergebnis bestätigt das intensive Engagement des DAV im Bereich Klimaschutz: Der DAV-interne CO2-Preis bleibt bis 2027 bei 140 € pro Tonne, um weiterhin zweckgebundene Mittel für Klimaschutz in den Sektionen bereitzustellen. Für den Zeitraum danach wird sich die Hauptversammlung erneut mit dem CO2-Preis befassen. Zudem wurden Änderungen in der Förderrichtlinie ebenfalls mit großer Mehrheit angenommen – am wichtigsten dabei: Es gibt deutlich mehr Klimaschutz-Maßnahmen, die gefördert werden können, zum Beispiel PV-Anlagen. Für die Sektionen stehen damit konkrete Vorschläge mit bestimmten Fördersätzen zur Verfügung, um einen Anreiz für möglichst effektive Emissionsreduktion zu schaffen.
Hütten und Wege: Ein Wegweiser für die Zukunft
Hütten und Wege sind zentrale Infrastrukturen im DAV und gleichzeitig sichtbare Aushängeschilder des Verbandes in den Alpen und Mittelgebirgen. Neben ihrer wichtigen Bedeutung für alle, die in den Bergen unterwegs sind, stehen sie besonders im Fokus, wenn es um Fragen der ökologischen Verantwortung, der gesellschaftlichen Vorbildfunktion und des Klimaschutzes geht.
Auf der Hauptversammlung wurde der „Wegweiser Hütten 2030“ vorgestellt und intensiv diskutiert. Der Wegweiser ist eine übergeordnete, wertebasierte Leitlinie für die Entwicklung von Hütten und Wege mit dem Ziel, diese nachhaltig, klima- und ressourcenschonend zu erhalten und zu betreiben.
Inhalte des Wegweisers sind u.a.:
- Beim Wegeerhalt richtet sich der DAV nach dem Besucherlenkungsbedarf und den naturräumlichen, klimawandelbedingten Veränderungen.
- Notwendige Einbauten werden einfach, wartungsarm und der Wegeschwierigkeit angemessen gestaltet.
- Schutzhütten sind einfach und suffizient, die Architektur ist bedarfsgerecht, die Gebäudetechnik reduziert.
- Die Hütten bieten ausgewogene, emissionsarme Verpflegung mit regionalen Zutaten an.
- Hüttenerweiterungen werden vermieden.
- Der Ausstoß an Treibhausgasemissionen wird auf den Schutzhütten auf das absolut Notwendigste reduziert.
- Die zum Betrieb notwendige Energie speist sich ausschließlich aus regenerativen Quellen.
Mit dem Wegweiser, der in engem Austausch mit der JDAV, ÖAV, AVS und den zuständigen DAV-Gremien entwickelt wurde, signalisiert der DAV sein klares Bekenntnis zu einer zukunftsorientierten, klimabewussten und wertebasierten Entwicklung seiner Hütten und Wege.
Neuausrichtung in Sachen Digitalisierung
2018 hat sich der Deutsche Alpenverein als erster großer Verband auf den Weg in eine flächendeckende Digitalisierung seiner gesamten Strukturen gemacht - seiner Bundesgeschäftsstelle ebenso wie seiner 357 Sektionen. Ziel war und ist es, alle wichtigen Abläufe wie zum Beispiel Mitgliederverwaltung, interne Kommunikation und die Bereitstellung wichtiger Software zentral und aus einer Hand zur Verfügung zu stellen.
Seither wurden die ersten Module erfolgreich eingeführt. Die zentrale Aufgabe, eine neue Mitgliederverwaltung, konnte bis heute allerdings nicht abgeschlossen werden. Auf der Hauptversammlung 2024 wurde deshalb eine Phase der Neuorientierung beschlossen. Die Ergebnisse wurden auf der diesjährigen Hauptversammlung vorgestellt. Die Delegierten haben sich für den weiteren Weg in die digitale Zukunft entschieden. Der Fokus soll zunächst auf der möglichst raschen Entwicklung der Mitgliederverwaltung liegen.
75 Jahre Wiedergründung des DAV
Im Oktober 2025 jährte sich die Wiedergründung des Deutschen Alpenvereins zum 75. Mal. DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm nahm auf der Hauptversammlung den Jahrestag zum Anlass, auf die wechselvolle Vereinsgeschichte zurückzublicken. Denn der DAV war in nationalsozialistische Strukturen nicht nur eingebunden, sondern unterstützte aktiv diese Strukturen und die antisemitische Verfolgung. Auch mit der Wiedergründung brach der DAV nicht mit seiner Vergangenheit, sondern berief sich bewusst auf Traditionen und reaktivierte alte Netzwerke. Eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit begann erst ab Mitte der 1990er Jahre – auch durch externen Druck. Heute positioniert sich der DAV aufgrund der eigenen Geschichte bewusst für Offenheit, Vielfalt und Toleranz, tritt menschenverachtenden, antisemitischen, rechtspopulistischen und extremistischen Haltungen und Handlungen entgegen. Melanie Grimm machte in ihrer Rede deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein Prozess ist, der nie abgeschlossen sein wird. „Nur indem wir uns der Vergangenheit stellen, die Verantwortung dafür übernehmen und auch die dunklen Seiten beleuchten, können wir wachsamen Auges in die Zukunft blicken und stark für unsere Werte einstehen“, so Melanie Grimm. „Wir fördern Bergsport in Verantwortung für Natur und Gesellschaft – und leben ein respektvolles, vielfältiges, inklusives und offenes Miteinander.“
Hier gibt es einen Hintergrundartikel zur Aufarbeitung der Vereinsgeschichte und der Wiedergründung.
Grünes Kreuz für Bergrettung
Traditionell verleiht der DAV auf seiner Hauptversammlung das Grüne Kreuz, eine der renommiertesten Auszeichnungen im ehrenamtlich organisierten Bergrettungswesen. 2025 wurde Christian Donner von der Bergwacht Oberstdorf ausgezeichnet. Donner ist bereits seit 1991 bei der Bergwacht aktiv. In der Laudatio stellte Dr. Dr. André Müllerschön, stellvertretender Landesleiter der Bergwacht Bayern, einen Einsatz im Februar 2022 heraus. Zwei Bergsteiger waren am Nebelhorn in einen Schneesturm geraten. Ein Aufstieg in der Dunkelheit war zu gefährlich. Am nächsten Morgen wurde Christian Donner vom Hubschrauber abgesetzt – allein, bei minus acht Grad, im Sturm. Einer der Bergsteiger war verstorben, der andere schwer unterkühlt. Der Bergretter grub ein Biwak, versorgte den Patienten, sprach ihm Mut zu – stundenlang. Rettungsversuche zu Fuß scheiterten, doch Christian Donner blieb. Bis ein kurzes Wetterfenster eine spektakuläre Rettung an der Hubschrauberwinde ermöglichte.
„Diese Geschichte steht für mehr als einen Einsatz. Sie steht für Haltung, für Verantwortung, für Menschlichkeit. Für das, was Bergrettung ausmacht.“
- Laudator Dr. Dr. André Müllerschön
Sportpreis für Dörte Pietron
Der DAV-Sportpreis geht 2025 an Dörte Pietron für ihren Einsatz für das Frauenbergsteigen und ihre prägende Arbeit mit und für den DAV-Frauen-Expedkader, den sie zuletzt als Trainerin begleitet hat.
Pietron durchstieg als erste Frau die legendäre Westwand des Cerro Torre in Patagonien, stand mehrfach auf dem Fitz Roy, eröffnete Erstbegehungen in den Alpen, im Himalaya, im Yosemite und der Cordillera Blanca. Von 2003 bis 2005 war sie selbst Mitglied des DAV-Expedkaders, als erste Frau überhaupt in dieser Runde. 2011 rief Dörte Pietron den DAV-Frauen-Expedkader ins Leben – aus der Überzeugung heraus, dass es Räume braucht, in denen Frauen wachsen können, stark werden, Verantwortung übernehmen – und sichtbar sind.
„Dörte ist mehr als eine starke Alpinistin: Sie ist eine, die Türen öffnet – für andere. Sie hat junge Frauen ermutigt, ihren eigenen Stil zu finden – in den Bergen und im Leben. Sie hat Mauern eingerissen, ohne sie zu bekämpfen – einfach, indem sie ihren Weg gegangen ist und andere eingeladen hat, mitzugehen.“
Ehrenamtspreis für Inklusionsprojekt
Mit dem Ehrenamtspreis würdigt der Deutsche Alpenverein herausragende Leistungen im Verband. In diesem Jahr geht der Preis an das Inklusionsprojekt #KLETTERNohneGRENZEN der Sektion Bremen. Die Initiative eröffnet Menschen den Zugang zum Klettersport, die diesen eigentlich gerne ausüben würden, jedoch aufgrund körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen bislang vor Hürden standen. Was klein begann, ist inzwischen zu einer lebendigen Gemeinschaft von 40 Teilnehmenden und acht engagierten Trainer*innen herangewachsen. Besonders hervorzuheben ist, dass das ursprüngliche Ziel – Teilnehmende zu motivieren, selbst eine Trainer*innen-Ausbildung zu absolvieren und anschließend aktiv die Gruppe zu unterstützen – eindrucksvoll erreicht wurde. Daraus entstand ein neues, starkes Motto, das den Kern des Projekts treffend beschreibt: „Von Menschen mit Beeinträchtigungen für Menschen mit Beeinträchtigungen.“
„Das Projekt ist ein toller Beleg, dass die Inklusion erfolgreich und mit innovativem Charakter in mehreren Lebensbereichen gelungen ist und vielleicht anderen Sektionen Mut macht oder den letzten Anstoß vermittelt, es einfach mal anzupacken.“Mehr zum Projekt gibt es in einem Interview mit einem der Initiatoren Marcus Wehner
Umweltgütesiegel
Seit 1996 vergeben die Alpenvereine das Umweltgütesiegel an Schutzhütten, die im Hüttenbetrieb den Umweltgedanken besonders konsequent umzusetzen. 2025 zeichnet der DAV sechs Hütten aus:
- Bodenschneidhaus (Sektion Bodenschneid)
- Dresdner Hütte (Sektion Dresden)
- Landsberger Hütte (Sektion Landsberg)
- Neue Regensburger Hütte (Sektion Regensburg)
- Von-Schmidt-Zabierow-Hütte (Sektion Passau)
- Wasseralm in der Röth (Sektion Berchtesgaden)
Wahlen zum Verbandsrat
Der DAV-Verbandsrat trifft als Gremium des Bundesverbands Entscheidungen von verbandspolitischer Bedeutung und setzt sich zusammen aus elf Regionenvertreter*innen, einem Mitglied der Bundesjugendleitung und den sieben Präsidiumsmitgliedern. Zur Hauptversammlung 2025 endet sowohl die Amtszeit von Beppo Maltan (Sektion Berchtesgaden) als auch die von Norbert Grotz (Sektion Allgäu-Kempten). Günther Manstorfer scheidet ebenfalls aus dem Verbandsrat aus. Als neue Verbandsratsmitglieder wurden Maximilian Kesel (Sektion Allgäu-Kempten) sowie Walter Lackermayr (Sektion Alpinistenclub) gewählt. Ralf Benz, Verbandsratsmitglied und Vertreter des Landesverbands Baden-Württemberg, wurde für eine weitere Amtszeit wiedergewählt.